Im vergangenen Jahr gab Deutschland fast 34 Milliarden Euro für Entwicklungshilfe aus. Bezogen auf den Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe an den Staatseinnahmen ist die Bundesrepublik der viertgrößte Geber. Nur Norwegen, Luxemburg und Schweden geben einen großen Teil ihrer Einnahmen an ärmere Länder. Unter den G7 – den wichtigsten westlichen Industrienationen – liegt Deutschland an der Spitze.
Allerdings sind die öffentlichen Finanzen in Deutschland aufgrund der schwächelnden Konjunktur knapp. Die drei Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP streiten seit Monaten über den neuen Haushalt. Einem Entwurf zufolge planen sie nun, die Entwicklungshilfe im nächsten Jahr um 940 Millionen Euro (1045 Millionen US-Dollar) zu kürzen.
Macht sich Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulz Sorgen um die deutsche Wachstumspolitik? „Nein, ich mache mir keine Sorgen, dass es vorbei ist“, sagte der SPD-Politiker am Rande eines Pakistan-Besuchs.
In der Hauptstadt Islamabad versprach er, lokale Lieferanten bei der Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards zu beraten – eine Vorgabe des deutschen Lieferkettengesetzes. Als Exportland sei Deutschland auf starke Partnerschaften und langfristige Beziehungen angewiesen, „und das erreichen wir durch Entwicklungszusammenarbeit“, sagt Schulz.
Die Ministerin bezeichnet die Leitlinien der deutschen Entwicklungszusammenarbeit als Armutsbekämpfung und Stärkung von Demokratie und Menschenrechten. „Damit Kinder zur Schule gehen statt arbeiten können, die Wirtschaft vorankommt, die Umwelt geschont wird, der Klimaschutz voranschreitet. All das ist nicht nur für die jeweiligen Länder wichtig – sondern auch für uns in Deutschland.“
Allerdings sind in letzter Zeit wieder kritische Stimmen zum deutschen Eingreifen im Ausland aufgetaucht. Beispielsweise wurde die Beteiligung des Ministeriums am Bau von Radwegen in Peru angeprangert. Oppositionspolitiker sagten, Deutschland werde sich an dem Projekt mit 315 Millionen Euro beteiligen. Das Ministerium bestätigte, dass es sich um einen Betrag von 44 Millionen Euro handele, der Klimaschutz und Nachhaltigkeit fördern werde.
Die einzelnen Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wurden zuletzt nicht in Frage gestellt. Einige Politiker fordern die Abschaffung des PMZ, des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Union. Die liberale FDP, Teil der Koalitionsregierung von Präsident Olaf Scholes, will das BMZ in das Auswärtige Amt integrieren.
„Das steht in unserem Wahlprogramm – es ist kein Geheimnis – es war schon immer eine Forderung“, sagt Knut Kerchau, Vorsitzender des FDP-Entwicklungsausschusses im Bundestag. Er ist Teil einer Delegation, die Minister Schulz auf einer Tour durch pakistanische Textilfabriken begleitet. Im Interview mit der DW betonte Gerschau, dass kein anderes europäisches Land über ein eigenes Entwicklungsministerium verfüge.
Auch andere große Industrieländer wie Japan und die Vereinigten Staaten verfügen über keine eigenen Entwicklungsministerien. „Dort werden solche Aufgaben in andere Ministerien verlagert. Aber das ist natürlich ein langfristiges Ziel.“ Kershaw glaubt, dass die Schließung des Ministeriums selbst die Effizienz der Regierung steigern wird, indem Doppelarbeit vermieden wird.
Allerdings hält Minister Schulz ein eigenes Ministerium für notwendig: „Das haben wir in England gesehen. Als sie ihr eigenes Ministerium abgeschafft haben, waren sie nicht auf der internationalen Bühne.“ Es ist wichtig, die eigenen Interessen und Werte auf internationaler Ebene zu vertreten. „Es braucht kompetente Leute und es braucht eine Vertretung. All dies kann nicht einfach im Wirtschaftsministerium, im Außenministerium oder im Finanzministerium untergebracht werden.“
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jürgen Kretz betont, dass Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe in Zeiten der Spannungen von entscheidender Bedeutung seien. Er begleitet Schulz auch auf seiner Pakistanreise. „In einer angespannten globalen Situation – Spieler wie China und Russland stehen uns im internationalen Machtspiel gegenüber – ist es wichtig, die Gespräche mit den Partnerländern fortzusetzen – kooperativ zu sein – das Feld nicht anderen zu überlassen“, sagte Gretz der DW. . Ein starkes, unabhängiges Entwicklungsministerium liegt im Interesse Deutschlands, denn es trägt zur Unterstützung einer stabilen, gut funktionierenden und sicheren Weltordnung bei.
Deutschland war das erste europäische Land, das die Entwicklungspolitik auf den Kabinettstisch brachte. Das Entwicklungsministerium der Unionsregierung wurde 1961 gegründet. Damals, nach dem Zweiten Weltkrieg, war die Bundesregierung durch Milliardenhilfen der Vereinigten Staaten durch den Marshallplan motiviert. Es wird angenommen, dass diese Unterstützung die Grundlage für die wirtschaftliche Erholung Deutschlands war.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Deutsch verfasst.
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