Mai 10, 2024

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Wie Deutschland den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen plant – DW – 22.04.2023

Wie Deutschland den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen plant – DW – 22.04.2023

Fragt man Dirk Janichen nach den Aufträgen seines Heizungs- und Sanitärunternehmens, zeigt er auf die langen Aktenreihen, die die Regale seines Büros in der deutschen Hauptstadt Berlin füllen.

„Das sind alles Aufträge aus dem vergangenen Jahr, an denen wir jetzt arbeiten“, sagt der Ingenieur. Wer sich eine Wärmepumpe ins Haus einbauen will, muss sich neun Monate gedulden.

Wärmepumpen sind wie umgekehrte Kühlschränke. Sie absorbieren Wärme aus der Umgebung, um Häuser und Wasser zu heizen, und verbrauchen nur ein Viertel der Energie eines Gaskessels. aus Russland ist in die Ukraine einmarschiertAnfang 2022 bestand Johnsons Geschäft hauptsächlich aus der Installation solcher Heizsysteme.

„Ab 2022 hatten alle Angst, dass es plötzlich kein Gas mehr gibt, also wollten alle Wärmepumpen“, erklärt er.

Jennichen, das 24 Mitarbeiter beschäftigt, kann 40 solcher Systeme pro Jahr sowie Solarmodule installieren.

Ingenieur Dirk Janichen hat mehr Aufträge, als er bewältigen kannBild: Sabine Kinkartz/DW

Klimaneutrale Erwärmung bis 2045

Wärmepumpen laufen mit Strom. Wenn es erstellt wird Erneuerbare Ressourcen, ist das Heizsystem nahezu klimaneutral. Deshalb bezuschusst die Bundesregierung bis zu 40 % der Installationskosten.

Aber selbst mit der Subvention kostet eine Wärmepumpenanlage für ein Einfamilienhaus rund 17.000 Euro. Und ältere Häuser brauchen Renovierungen wie Wärmedämmung und neue Fenster und Türen. Renovierungen sind komplexer, Energieeffizienz und der Umstieg auf erneuerbare Energien können teurer werden – es können mehr als 100.000 Euro sein.

Eine neue Gasheizung ist hingegen schon für rund 10.000 Euro zu haben.

„Als Ende letzten Jahres klar wurde, dass es in Deutschland genug Erdgas geben würde und der Preis wieder sinken würde, sagten viele Kunden: ‚Ich baue lieber eine Gasheizung ein, weil es verfügbar und günstiger ist‘“, so Jannichen erklärt.

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Aber niemand weiß, wie sich die Erdgaspreise in Zukunft entwickeln und ob Erdgas auf Dauer tatsächlich günstig sein wird. Sicher ist jedoch, dass der Preis für Kohlendioxidemissionen deutlich steigen muss, wenn die EU ihre Klimaziele erreichen soll.

Bis heute wurden in Deutschland 1,2 Millionen Heatpipes installiert, überwiegend in Neubauten. Aber die Hälfte der 19 Millionen Wohngebäude in Deutschland wird mit Erdgas und ein Viertel mit Öl beheizt.

Warum Wärmepumpen im Trend liegen

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Heizverbot für fossile Brennstoffe ab 2024

Laut der Denkfabrik Agora Energiewende entfallen rund 15 % der Treibhausgasemissionen Deutschlands auf den Gebäudesektor.

Das soll sich jetzt ändern. Die Bundesregierung will den Gebäudesektor bis 2045 klimaneutral stellen. Kernstück des neuen Gesetzentwurfs ist ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen ab 2024. % Erneuerbare Energien.

Die Ankündigung veranlasste viele Hausbesitzer, bis Ende des Jahres zu versuchen, günstigere Gas- und Ölheizungen zu installieren. „Die Nachfrage nach alten Ölheizungen ist gerade bei älteren Kunden derzeit so groß, dass ich das nie für möglich gehalten hätte“, sagt Jennichen.

Kopfschmerzen bei älteren Menschen

Der Bau eines Hauses oder der Kauf einer Wohnung ist in Deutschland oft Teil einer Altersvorsorge. Bis zur Pensionierung können die Menschen ihre Hypotheken abbezahlen und für die Wohnkosten im Alter sparen. Doch die teure energetische Sanierung des Hauses macht diese Rechnung zunichte. Rentner erhalten in der Regel keinen neuen Kredit, und ihre Renten reichen nicht aus, um die notwendigen Umstrukturierungskosten zu decken.

Daher plant die Regierung, die über 80-Jährigen von der Verpflichtung zu befreien, eine Wärmepumpe zu installieren, wenn ihr fossiles Heizsystem ausfällt. Doch Ungewissheit bleibt: Kommt diese Befreiung tatsächlich? Wenn sich ein 79-Jähriger diskriminiert fühlt, hält das vor Gericht stand?

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Noch sind viele Gesetzesentwürfe vage, die Förderrichtlinien für neue Heizungsanlagen komplex. Jennichen von der Berliner Innung Sanitär Heizung Klima sagt, dass Kunden und seine Kollegen aus der Branche mehr Informationen brauchen, weil sich die Richtlinien ständig ändern und ständig neue Vorschriften hinzukommen.

Der Einbau einer Wärmepumpe sei technisch ganz anders als der Einbau einer Gas- oder Ölheizung, sagt er.

Die Installation dauert nicht nur länger, sondern erfordert auch ständige Schulungen, um mit den technologischen Verbesserungen Schritt zu halten.

Wärmepumpen haben lange Lieferzeiten und aufgrund der hohen Nachfrage sind nicht mehr alle Arten von Teilen ohne Weiteres verfügbar.

„Früher fuhr ein Monteur zu einem Großhändler, kaufte dort die Teile, brachte sie auf die Baustelle und baute sie ein“, sagt Jennichen. „Heute müssen wir alles bestellen und die Teile hier vor Ort lagern, und wenn wir alles beisammen haben, rufe ich den Kunden an und vereinbare einen Termin für die Installation.“

Fachkräftemangel

Der Ingenieur glaubt Die Bundesregierung plant, jährlich 500.000 Heatpipes zu installieren Ab 2024 unrealistisch aufgrund fehlender Fachbetriebe und Fachkräfte in Deutschland.

Nach Schätzungen des Deutschen Verbands für Hygiene, Heizung und Klima fehlen derzeit in Deutschland rund 60.000 Fachkräfte.

Der Bundesverband des Deutschen Handwerks bittet um mehr Zeit für die Umsetzung der neuen Regelungen.

„Die Politik hätte schon vor 20 Jahren anfangen sollen, den Umstieg auf klimaneutrale Heizungen zu organisieren, aber damals war Gas aus Russland billiger“, sagt Jennichen.

Was sein eigenes Unternehmen angeht, ist er optimistisch: Mit Hilfe seiner Familie glaubt er, die Zahl der zu bewältigenden Wärmepumpen von 40 auf 60 pro Jahr steigern zu können.

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Seine beiden Söhne, die unterschiedliche Karrierewege planen, interessieren sich plötzlich für das väterliche Geschäft. „Was wir heute machen, hat viel mit Umwelt- und Klimaschutz zu tun. Junge Leute lieben das“, sagt Jensen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Deutsch verfasst.

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